Etwa 450 Besucher beim Konzert in der Stadtpfarrkirche
Von Alois Dachs
BAD KÖTZTING. Es ist eine gute Tradition in Altbayern, sich zum Kirchweihfest etwas besonders Gutes zu gönnen. Dass es nicht unbedingt eine Kirchweihgans, oder ein schmackhafter Schweinsbraten sein muss, der Herz und Sinne erfreut (aber den Magen belastet), erlebten am Kirchweihsonntag mehrere Hundert Besucher in der übervollen Stadtpfarrkirche beim Chor- und Orchesterkonzert mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart. Zu verdanken haben sie diesen Kunstgenuss dem Bad Kötztinger Kirchenmusiker Konrad Linkmann, der für die Pfarrgemeinde in musikalischer Hinsicht wie „ein Sechser im Lotto“ ist, so sagte es Stadtpfarrer Thomas Winderl in seiner Begrüßung. Und er zeigte sich besonders erfreut, dass mit diesem Kirchweihgeschenk auch Diözesanbischof Rudolf Voderholzer erleben könne, „wofür wir dankbar sind“, so der Stadtpfarrer. Sehr dankbar zeigte sich Thomas Winderl auch dafür, dass mit der Einbindung von 25 Musikern der Pilsener Philharmonie sogar ein grenzüberschreitendes Projekt entstehen konnte, das für die vielen Zuhörer zu einem wahren Ohrenschmaus werde, versprach der Stadtpfarrer. Es sei ihm eine unbändige Freude, „dass so viele gekommen sind“.
Mit der Symphonie Nr. 40 g-moll in vier Sätzen eröffneten die Musiker des Philharmonischen Orchesters Pilsen das Programm, mit bestechender Präzision und sichtbarer Begeisterung geführt von Konrad Linkmann am Dirigentenpult. Die Symphonie Nr. 40 wird neben Mozarts Requiem und dem als drittes Stück gebotenen Adagio in D-Dur aus „Ave verum corpus“ zu den bekanntesten Spätwerken des Komponisten gezählt. „Ein typischer Mozart“ – diesen Eindruck hatten wohl die meisten Zuhörer bereits nach den ersten Tönen, die eine gute Stimmung im Kirchenraum verbreiteten. Die Sopranarie „Laudate Dominum“ aus dem Jahr 1780 gehört zu den beliebtesten Arien der Klassik und offenbarte den Zuhörern danach die große Klasse der jungen Sopranistin Julia Schneider.
Beim „Ave verum corpus“, D-Dur, war das Adagio ein Beispiel für die Schönheit der Musik Mozarts, wobei die Melodik begeisterte, die stets anmutig wirkt, verspielt und verschmitzt in die Zeit der Wiener Klassik führt. Mit Andacht und hoher Aufmerksamkeit verfolgten die Zuhörer die Gesangspartien der in Tschechien geborenen Mezzosopranistin Martina Guttenberger und des in Viechtach aufgewachsenen Tenors Jürgen Freundorfer. Mit besonderer Spannung wurde natürlich der Einsatz des in Kötzting geborenen Bassbaritons Christoph Brunner erwartet, der nach seiner musikalischen Ausbildung bei den Regensburger Domspatzen und seinem Gesangsstudium in Berlin unter anderem an der Deutschen Oper Berlin auftrat, bei den Salzburger Festspielen und den Wiener Festwochen mitwirkte und bei seinem erneuten „Heimspiel“, nach verschiedenen Auftritten in seiner Jugendzeit, in der Stadtpfarrkirche natürlich besonders gefeiert wurde.
Die sogenannte Krönungsmesse, deren sechs Sätze den Höhepunkt dieses Konzertnachmittags bildeten, wird Mozart, der als Hofkapellmeister und -organist am Salzburger Dom wirkte, als Komposition zum Osterfest 1779 zugeschrieben, wobei die Bezeichnung daher rührt, dass sie nach dem Tod des Komponisten gerne zu Krönungsfeierlichkeiten gespielt wurde, erstmals 1792 bei der Krönung von Kaiser Franz II.. Sie bildete den Höhepunkt dieses Nachmittags, den Dirigent Konrad Linkmann stark an dem Klangideal des österreichischen Dirigenten Nikolaus Harnoncourt (+) mit den Sängern und Musikern ausgerichtet hatte. Mögen von den Gesangssolisten und den Musikern der Pilsener Philharmonie Spitzenleistungen als „normal“ erwartet werden, so bot die Mitwirkung des Bad Kötztinger Kirchenchores zusätzlich einen Grund, von einer begeisternden Leistung zu sprechen. Wie Linkmann diesen stark besetzten und in einigen Positionen verjüngten Kirchenchor innerhalb weniger Jahre zu Spitzenleistungen brachte, davon konnten die begeisterten Zuhörer einen nachhaltigen Eindruck gewinnen.
Am Ende gab es stehende Ovationen und einen Diözesanbischof, dem ebenso wie allen Zuhörern die Freude über ein Klangerlebnis der besonderen Art anzusehen war. Der Applaus wollte auch nach Minuten noch nicht enden und so setzten Chor und Orchester mit „Jesus bleibet meine Freude“, einer Komposition von Johann Sebastian Bach, einen fulminanten Schlusspunkt unter einen Auftritt, der sicher noch lange nachwirken wird. Bravo!
Autor: Alois Dachs, erschienen am 17. Oktober 2023 – Kötztinger Zeitung